Radikale Akzeptanz ist wichtig, weil sie dir hilft, den Widerstand loszulassen, der oft Stress, Frustration und Leid verursacht, wenn du mit Situationen und Fantasien konfrontiert wirst, die du nicht kontrollieren kannst. Indem du die Dinge so akzeptierst, wie sie sind, anstatt sie zu bekämpfen, schaffst du einen emotionalen Freiraum, um dich darauf zu konzentrieren, wie du positiv reagieren kannst, anstatt dich von dem Wunsch überwältigen zu lassen, Dinge zu ändern, die du nicht kontrollieren kannst. Das kann inneren Frieden bringen und das mentale Wohlbefinden verbessern. Wenn du radikale Akzeptanz übst, kannst du deine Realität anerkennen, was ein wichtiger Schritt in Richtung Besserung, persönliches Wachstum und Vorankommen ist.
Beispiel: Was ist Akzeptanz?
Die Bahnfahrt, die Prüfung und die radikale Akzeptanz
Leila hat an diesem Morgen nur ein einziges Ziel: um Punkt 8:30 Uhr in ihrem Prüfungsraum zu sitzen. Keine Umwege, kein Drama – nur sie, ihre Karteikarten und ihr Lieblings-Hoodie.
Sie verlässt früh das Haus, steigt in die Bahn, halbwegs zuversichtlich, und ergattert einen Fensterplatz. Alles scheint glatt zu gehen.
Bis es das nicht mehr tut.
Auf halber Strecke ruckt die Bahn und bleibt abrupt stehen. Draußen: Wald, grauer Himmel, kein Bahnhof in Sicht. Drinnen: zunehmende Unruhe. Dann knackt der Lautsprecher: „Wegen eines Polizeieinsatzes, verzögert sich die Weiterfahrt. Wir danken für Ihre Geduld.“
Das kann dauern denkt Leila und sieht auf die Uhr. 8:03 Uhr.
Panik flammt in ihr auf.
„Ich habe wochenlang gelernt“, murmelt sie, als würde sie sich selbst beschwören. „Ich kann nicht wegen einer verdammten Bahnverspätung durchfallen.“
Ihr Herz hämmert, die Handflächen sind feucht, und in ihrem Kopf taucht ein ganzes Szenario auf: der enttäuschte Blick des Professors, die peinliche E-Mail, die sie schreiben muss, die Nachprüfung – zweifellos schwieriger, unbarmherziger.
Doch dann hält sie inne.
Sie hebt den Blick. Niemand bewegt sich. Die Fahrgäste starren mit leeren Blicken nach draußen oder auf ihre Telefone. Alle sind gefangen – wie sie.
Das passiert gerade, denkt sie. Ich mag es nicht. Aber ich kann es nicht ändern.
Sie atmet tief durch. Greift nach ihrem Handy. Schreibt ihrem Professor. Ehrlich. Klar. Fragt, ob sie die Prüfung später schreiben darf.
Dann schlägt sie ihre Notizen auf und beginnt erneut zu lernen. Wenn sie schon festsitzt, kann sie sich wenigstens in Gedanken wachhalten.
Radikale Akzeptanz bedeutet nicht aufzugeben. Es heißt, den Widerstand gegen die Realität loszulassen – um klar denken und klug handeln zu können.
Hier ist eine Anleitung, wie du radikale Akzeptanz in deinem Alltag anwenden kannst:
1. Erkenne, was du kontrollieren kannst und was nicht
- Was du kontrollieren kannst: Nicht alle, aber viele deiner Gedanken, Emotionen, Handlungen, Reaktionen und wie du Gedanken, Emotionen, Handlungen und Dinge bewertest.
- Was du nicht kontrollieren kannst: Deine persönliche Veranlagung und deine Erfahrungen in der Vergangenheit, die Vergangenheit im Allgemeinen, andere Menschen, zufällige Ereignisse, bestimmte Situationen (wie Krankheit, Tod oder Verlust) usw.
- Wie geht das? Schreibe eine Situation auf, mit der du zu kämpfen hast. Finde heraus, welche Teile davon du ändern kannst und welche außerhalb deiner Kontrolle liegen. So kannst du deine Energie auf das konzentrieren, was du beeinflussen kannst.
2. Beobachte und validiere deine Emotionen
- Radikale Akzeptanz bedeutet, deine Emotionen ohne Wertung anzuerkennen. Es ist ganz natürlich, sich verärgert, wütend, traurig oder frustriert zu fühlen. Das Ziel besteht nicht darin, diese Emotionen zu verdrängen, sondern sie anzuerkennen und zuzulassen.
- Wie geht das? Wenn eine unerwünschte Emotion aufkommt, halte inne und sage: „Das ist schwer, und es ist in Ordnung, dass ich mich gerade so fühle.“ Erlaube dir, das zu fühlen, was du fühlst.
3. Stelle den Wunsch Widerstand zu leisten in Frage
- Sich der Realität zu widersetzen, führt oft zu Leid. Vielleicht wünschst du dir, dass die Dinge anders wären, oder versuchst, das Unkontrollierbare zu kontrollieren. Aber Widerstand kann dazu führen, dass du in Frustration versinkst.
- Wie geht das? Wenn du dich dabei ertappst, wie du dich der Realität widersetzt (z. B. wünschst, die Dinge wären anders, oder dich über eine Situation beschwerst), übe, zu sagen: „Es ist, wie es ist.“ Erinnere dich daran, dass der Kampf gegen die Situation nichts am Ergebnis ändern wird.
4. Beginne zu akzeptieren
- Akzeptanz bedeutet nicht, dass du die Situation gutheißt oder magst; es bedeutet nur, dass du sie nicht länger leugnest oder dich dagegen wehrst.
- Wie geht das? Atme tief durch und sage dir: „Ich akzeptiere, dass dies meine aktuelle Realität ist, und ich entscheide mich, von hier aus weiterzumachen.“
5. Achtsamkeit üben
- Achtsamkeit hilft dir, präsent zu bleiben und zu bemerken, wenn dein Kopf anfängt, sich in Abwehr zu verstricken. Achtsamkeit hilft dir, deine Gedanken ohne Wertung oder Festhalten zu beobachten.
- Wie geht das? Übe täglich Achtsamkeitstechniken, wie z. B. dich auf deinen Atem zu konzentrieren, körperliche Empfindungen wahrzunehmen oder deine Gedanken zu beobachten, ohne auf sie zu reagieren.
6. Lass die Erwartungen los
- Oftmals entsteht unser Unglücklichsein durch übertriebene Erwartungen oder Annahmen darüber, wie die Dinge sein sollten. Radikale Akzeptanz lädt dich ein, die Realität so anzunehmen, wie sie ist, ohne zu urteilen.
- Wie geht das? Lasse deine Erwartungen los, indem du dich immer wieder fragst: „Wie würde es aussehen, wenn ich meine Ansprüche an diese Situation fallen ließe?“ Gib das Bedürfnis auf, dass alles nach einem bestimmten Plan ablaufen muss.
7. Übe dich in Selbstmitgefühl
- Bei radikaler Akzeptanz geht es darum, die Außenwelt und dich selbst zu akzeptieren, mit allen Fehlern und Schwächen. Sei nachsichtig mit dir selbst, wenn die Dinge nicht wie geplant verlaufen.
- Wie geht das? Gehe in schwierigen Zeiten liebevoll mit dir um. Wenn du einen Fehler machst oder deine Ziele nicht erreichst, übe keine harte Selbstkritik, sondern zeige Mitgefühl mit dir selbst, indem du sagst: „Es ist okay. Ich gebe mein Bestes.“
8. Handle, wo du kannst
- Akzeptanz bedeutet tätig zu sein. Wenn du eine Situation so annimmst, wie sie ist, ist es einfacher, Entscheidungen darüber zu treffen, was du unternehmen kannst, anstatt von dem Wunsch gelähmt zu sein, Dinge zu ändern, die unkontrollierbar sind.
- Wie geht das? Nachdem du die Situation akzeptiert hast, frage dich: „Was ist der nächstbeste Schritt, den ich jetzt unternehmen kann?“ Ob es sich um kleine, überschaubare Aktionen handelt oder nur darum, sich einen Moment Zeit zum Durchatmen zu nehmen – finde den nächsten Schritt nach vorne.
9. Akzeptiere die Unvollkommenheit
- Füge dich in die Tatsache, dass das Leben nicht perfekt ist. Radikale Akzeptanz bedeutet, dass du nicht mehr darauf warten musst, dass alles „genau richtig“ ist, bevor du glücklich oder zufrieden sein kannst.
- Wie geht das? Wenn du mit Unvollkommenheit oder Unbehagen konfrontiert wirst, erinnere dich daran: „Perfektion ist keine Voraussetzung für Frieden.“ Akzeptiere, dass die Dinge chaotisch sein können, und finde trotzdem Freude darin.
10. Übe Dankbarkeit
- Selbst in schwierigen Situationen gibt es immer etwas, wofür man dankbar sein kann. Radikale Akzeptanz bedeutet nicht, die Schwierigkeiten zu ignorieren, sondern anzuerkennen, dass es trotz aller Härten auch positive Dinge gibt.
- Wie geht das? Beginne oder beende deinen Tag, indem du einige Dinge auflistest, für die du dankbar bist. Dadurch verlagerst du deine Aufmerksamkeit von dem, was in deinem Leben falsch ist, auf das, was richtig und wichtig ist.