Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
Hier geben wir dir einige Informationen zu Medikamenten, die die sexuelle Impulse verringern können. Medikamente ersetzen nicht die persönliche Beratung und Diagnose durch ausgebildete Arzt*innen. Die Einnahme von Medikamenten erfordert darüber hinaus den regelmäßigen Kontakt mit einem Arzt/einer Ärztin.
Im Allgemeinen gibt es zwei Arten von in Frage kommenden Medikamenten. Antiandrogene (GnRH-Analoga und Androgenrezeptorantagonisten) sind ein spezifisches Medikament zur Verringerung sexueller Impulse. Sie hemmen die Wirkung von Testosteron, dem männlichen Sexualhormon, im Körper. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind ein weniger spezifisches Medikament, können aber auch den Sexualtrieb verringern.
Antiandrogene
Antiandrogene werden eigentlich zur Behandlung von Prostatakrebs verschrieben, dessen Verlauf häufig von Testosteron abhängig ist. Ein weiterer Effekt ist die Verringerung der sexuellen Impulse. Dies soll von problematischem Sexualverhalten abhalten. Die Medikamente beeinflussen die Wirkung von Testosteron im Körper, indem sie entweder die Produktion unterbrechen oder die Rezeptoren blockieren. Weiter unten gibt es einige Informationen zur Wirkung von Testosteron.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs)
SSRIs (auch als Antidepressiva bekannt) sind ein mehr oder weniger unspezifisches Medikament zur Reduktion sexueller Impulse. Sie werden bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt, eine Abnahme der sexuellen Bedürfnisse ist jedoch eine bekannte Nebenwirkung. Das, was normalerweise als Nebenwirkung betrachtet wird, können einsetzen um sexuelle Dämpfung zu erreichen und gleichzeitig kannst du aber auch von einer besseren Stimmung profitieren!
Die gleiche Medikation kann je nach Person unterschiedliche Wirkungen und Nebenwirkungen haben. Körperliche Bewegung, insbesondere Ausdauersport und Outdoor-Aktivitäten, können die (Neben-)Wirkungen von Medikamenten beeinflussen.
Es gibt viele Vor- und Nachteile für die Einnahme von Medikamenten. Der gleiche Effekt kann als Vorteil für eine Person und als Nachteil für eine andere betrachtet werden.
Mögliche Vorteile:
- Stressreduzierung
- Verminderung des Pornographiekonsums
- Weniger Masturbation
- Erhöhte sexuelle Ruhe in Kontaktsituationen mit Kindern
- Gefühl, befreit oder frei zu sein
- Sexualität mit weniger Dringlichkeit erleben
- Mehr Vertrauen und Sicherheit, um nicht zu missbrauchen
- Weniger sexuelle Fantasien
Mögliche Nachteile:
- Weniger Masturbation
- verminderte erektile Funktion
- Weniger Orgasmen
- Reduziertes Interesse an Sex (z.B mit Partner/in)
- Das Leben ist langweilig/nicht aufregend ohne Sexualität
- unangenehme Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. Brustvergrößerung (Gynäkomastie), Müdigkeit, Gewichtszunahme)
Wie wird das Testosterongleichgewicht bei Männern reguliert?
Der Hypothalamus ist ein kleiner Teil des Gehirns, der ständig die Menge von Testosteron im Blut überwacht. Ist der Spiegel zu niedrig, sendet der Hypothalamus eine Nachricht an die Hypophyse, indem er einen Botenstoff (luteinisierendes Hormon-Releasing-Hormon oder LHRH) verwendet, um dem Körper mitzuteilen, dass es erforderlich ist Testosteron zu produzieren. Die Hypophyse weist die Hoden an, Testosteron unter Verwendung eines anderen Botenstoffs (Luteinisierendes Hormon oder LH) herzustellen. Darüber hinaus werden die Nebennieren unter Verwendung eines dritten Botenstoffes (adrenocorticotropes Hormon oder ACTH) zur Erzeugung von Androgenen gebracht. Androgene und Testosteron werden dann im Körper in Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt. Die Nebennieren tragen dabei nur wenig zur Gesamtproduktion von Dihydrotestosteron bei.
Wenn der Testosteronspiegel einen bestimmten Punkt überschreitet, nehmen die Botenstoffe ab, die die Testosteronproduktion in den Hoden und den Nebennieren bewirken. Dies wird als negatives Feedback bezeichnet.
Testosteron spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von männlichen Geschlechtsorganen wie Hoden und Prostata sowie bei der Förderung sekundärer Geschlechtsmerkmale wie Muskelgewebe, Knochenmasse und dem Wachstum von Körperbehaarung.
Testosteron ist für die Aufrechterhaltung der sexuellen Wünsche und Bedürfnisse verantwortlich.
Verschiedene Körperzellen in Gehirn, Haarwurzeln, Fett, Nerven, Hoden und in der Prostata besitzen Testosteronrezeptoren. Antiandrogene beeinflussen präzise den Bereich des Gehirns, der für die Verringerung der sexuellen Impulse verantwortlich ist, indem die Menge von Testosteron im Blut verringert oder die Rezeptoren blockiert werden. Dadurch wird die Wirksamkeit des Testosterons verringert. Es gibt viel Forschung und Praxiserfahrungen mit Antiandrogenen. Sie stellen die medizinische Behandlungsoption mit der besten Verträglichkeit dar.
Erfahrungen von Männern, die sich für Medikamente entschieden haben:
"Ich wusste nicht, dass ich in meinen Fantasien noch an etwas anderes denken kann außer an Kinder. Ich bin überrascht über all die interessanten Aktivitäten, die ich entdeckt habe, seit ich Medikamente nehme."
„Ich hatte das Gefühl, als stünde mir das Wasser bis zum Hals und musste mich immer auf den Zehenspitzen stellen, um meine Nase über Wasser zu halten. Seit ich Medikamente nehme, bin ich absolut entspannt und kann mich darauf konzentrieren, was sonst noch los ist, weil ich nicht ständig damit beschäftigt bin, nicht zu ertrinken. Das Leben kann jetzt sogar entspannend sein.“
„Bevor ich mit der pharmakologischen Behandlung begann, beschäftigte ich mich ausschließlich mit Kindern. Es ging nur um Jungs. Ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren. Im Fernsehen habe ich nur nach Serien mit kleinen Jungs gesucht und ganze Nächte damit verbracht, nach Bildern zu suchen, sie zu speichern und zu archivieren. Ich musste bis zu 5 oder 6 Mal am Tag masturbieren. Nach jedem Mal dauerte es länger, einen Orgasmus zu bekommen. Ich habe stundenlang bis zur Erschöpfung masturbiert. Ich bin nicht zur Arbeit gegangen und habe nichts Sinnvolles getan, aber trotzdem war ich völlig besessen und erschöpft. Seit Beginn der Medikamente habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen klaren Verstand. Ich habe plötzlich neue Interessen entdeckt, abgesehen von Jungen…. Ich habe das Gefühl, von einer großen Belastung befreit worden zu sein. Ich masturbiere nur noch ein- bis zweimal am Tag und kann mich dabei auch richtig entspannen. … Andererseits funktionieren manche Sachen mit den Medikamenten nicht so gut: Man bekommt kaum eine Erektion, die auch nicht so steif ist und bis zum Orgasmus dauert es länger außerdem gibt es mit der Zeit immer weniger Sperma. Aber du bist nicht so oft in der Stimmung es zu tun und das ist es mir wert."
„Ich habe das Gefühl, dass ich seit Beginn der Medikamente viel verletzlicher bin. Zuvor lebte ich in einer Rüstung, in einem Panzer, ich versuchte immer mich und meine Gefühle zu verbergen. Dieses Bedürfnis ist jetzt weg. Selbst wenn ich niemandem erzähle wie ich denke und fühle, bin ich viel offener geworden und nicht so besorgt, dass jemand entdecken könnte, wer ich wirklich bin. Ich bin auch vor anderen Erwachsenen ruhiger und gelassener, weil ich nicht mehr das Gefühl habe, etwas verstecken zu müssen. Es ist da, aber es stört mich nicht mehr so sehr. Es gelingt mir sogar zufällige Begegnungen mit Jungen aus einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten. Gleichzeitig musst Du darauf achten, dass Du Dich nicht zu sehr auf die Medikamente verlässt und dass Du Deine Eigenverantwortung nicht auf sie verlagerst… Nun, das ist ungefähr die Grenze, wenn Du mehrmals täglich masturbierst und jetzt plötzlich nur noch einmal in der Woche. Das ist weit davon entfernt, dieselbe Erfahrung zu sein. Ich würde die Medikamente aber immer wieder einnehmen, weil man dadurch einfach Ruhe hat. Ich habe meine gesamte Bildersammlung verschrottet, weil ich das Sammeln albern fand seit ich die Medikamente nehme. Ich konnte nicht verstehen, warum ich 4000 Bilder gespeichert hatte, die mir nichts mehr bedeuteten."